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Fritz, Michael G.: Die Rivalen

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Verkaufspreis16,00 €

Michael G. Fritz
Die Rivalen
Roman

2. Aufl.
160 Seiten, Ln. mit SchU
ISBN 978-3-89812-438-6

 

Albert, der Erzähler, entdeckt im Feierabendgedränge auf der Berliner Friedrichstraße zufällig einen Mann, in dem er seinen Jugendfreund Wilhelm erkennt. Mehr als 30 Jahre liegt es zurück, dass beide Blutsbrüderschaft geschlossen haben. Sie waren Rivalen im Wettkampf um das Mädchen Bettina. Wilhelm, der Wendigere und Entschlossenere von beiden, gewinnt sie schließlich. Albert, der Vorsichtigere und Zurückhaltendere, ist ein einziges Mal unvorsichtig, als er von Wilhelms tschechischen Zeitschriften und Flugblättern erzählt. Es ist das Jahr der Niederschlagung des Prager Frühlings.
Alberts Erinnerung an seinen Verrat lässt ihn nun – Jahrzehnte später – Wilhelm in der Friedrichstraße aus dem Weg gehen. Er beginnt Nachforschungen und entdeckt, dass der Jugendfreund Schriftsteller geworden ist. Hat Wilhelm über den Freund geschrieben? Die Ungewissheit wirft ihn aus der Bahn. Als seine Frau Karola ihre Galerie mit Schriftstellerlesungen ankurbeln will, lädt sie Wilhelm ein. Wieder sind Albert und Wilhelm zu Rivalen geworden. Diesmal um Karola.


Michael G. Fritz, geb. 1953 in Ostberlin, Studium der Tiefbohrtechnik, Exmatrikulation aus politischen Gründen, 1993 rehabilitiert und Zuerkennung des Diploms. Verheiratet, zwei Kinder, lebt als Schriftsteller und Kritiker in Dresden und Berlin. Veröffentlichung von Prosa seit 1980. Übersetzungen einzelner Texte ins Polnische, Rumänische, Englische, Französische und Italienische. Mehr Informationen unter http://www.michaelgfritz.de.


»Michael G. Fritz erzählt seine konzentrierte, hoch verdichtete Geschichte auf zwei Zeitebenen, mit geschickt eingearbeiteten Nebensträngen und großem Sinn für die Sinnlichkeit von Sprachbildern. So entsteht eine Komposition, die den Leser fordert und unbedingt bei der Stange hält. Die bis in alle Feinheiten streng durchgearbeitete Sprache, deren herbe Musikalität einen nach kurzer Zeit nicht mehr loslässt, ist das Ergebnis der eindrucksvollen erzählerischen Könnerschaft dieses Autors. Zugleich bleibt sie bei aller Formulierungskunst immer auf dem Boden der Tatsachen. Fritz erschließt mit seinen Sätzen einen Vorstellungsraum, der ebenso knapp wie vielschichtig die deutsche Geschichte der vergangenen vierzig Jahre umgreift. Seinem Buch wäre zu wünschen, von einem größeren Publikum gelesen zu werden.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Die Rivalen sind eine leicht daherkommende Geschichte mit Tiefgang. Das Erinnern zu bewahren, ist für Michael G. Fritz ein Grundthema. Nach Rosa oder Die Liebe zu den Fischen (2002), seinem packenden Roman über alte Seilschaften und ihr makaberes Etablieren in der heutigen Zeit, erweist dieser Schriftsteller sich einmal mehr als Meister im Entblättern der dunklen Seiten unserer Psyche.«
Frankfurter Rundschau

»Eine Menage à trois liest sich immer gut: Zwei Männer und eine Frau. Fritz erzählt sein tragisches Kammerspiel auf mindestens zwei Ebenen und das gibt dem mdv-Roman das gewisse Etwas: Unterhaltsamkeit und Nachdenklichkeit.«
kunststoff

»Der Erzähl-Stil des Romans ist präzise, nuanciert und farbig: ein Lesevergnügen!«
Sächsische Zeitung

»Eine spannende und vergnüglich zu lesende Geschichte um Liebe und Eifersucht.«
Freitaler Zeitung

»In dieser Erzählung finden sich - am ehesten vergleichbar mit Grass - großartig fabulierte Bögen.«
Dresdener Neueste Nachrichten

»Michael G. Fritz erzählt in leisen, unspektakulären Tönen, öffnet für den Leser die Tür in die Vergangenheit mit einer altmodisch klangvollen Sprache, atmosphärischen Bildern und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen.«
Märkische Allgemeine Zeitung


Bevor die Besucher ins Freie strömten, war ich schnurstracks nach Hause gefahren. Ich legte mich ins Bett, nicht ohne mich von oben bis unten zuvor ausgiebig zu waschen, und zwar mit meiner Seife. Eines Tages wird der Vorrat aufgebraucht sein. Bekommt man noch irgendwo Schönheitsseife der Marke Lilienmilch zu kaufen? Ich werde meine Fühler ausstrecken. Alle halbe Stunde machte ich Licht und schaute auf die Uhr; zwischendurch tappte meine Hand ins Bett neben mir, als hätte ich geschlafen und sei Karola währenddessen gekommen. Ich wunderte mich, dass sie überhaupt zurückfand, gegen vier. Schon gegen vier, dachte ich wirklich erstaunt. Ich hatte meine Felle davonschwimmen gesehen und mit ihr in dieser Nacht gar nicht mehr gerechnet. Karola schlich sich ins Dunkel und ergab sich sofort einem schweren Schnarchen, das die Luft deutlich vibrieren ließ, noch bevor ich die ersten Worte an sie richten konnte. Ich tippte sie an die Schulter – wie lange hatte ich meine Frau nicht berührt, lachte sogleich über mich und das besitzanzeigende Fürwort, ich beließ meine Hand auf dem dünnen Stoff, der sich über ihre Haut spannte. Sie roch nach Qualm, Bier oder Wein, jedenfalls grandios nach Alkohol. Anschließend waren sie natürlich in einer Kneipe gewesen, um den Abend gebührend zu feiern. Es scheint nach solchen Veranstaltungen Usus zu sein, Karola wird neben ihm gesessen haben, neben meinem Blutsbruder, um mit ihm die seit langem geplante Lesung auszuwerten. Gewiss wird sie, dachte ich, nach der Kneipe in großer Runde, mit ihm noch woanders gewesen sein, vielleicht, mach dir nichts vor, vielleicht bei ihm. Eine Muse, wie ich vom Chef des Literaturhauses hörte, hatte Wilhelm zum Schreiben des Romans angeregt, die Spatzen pfiffen es von den Dächern. Nicht die junge Frau an seiner Seite vor den Auslagen, die ich nicht auf seiner Lesung gesehen hatte, Karola war’s, klar Karola – was sie nicht alles über Literatur wusste.