Česko-německý fond budoucnosti / Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds (Hg.)
Jako by se to všechno stalo včera / Als wäre das alles gestern geschehen
Pocta obětem a přeživším nacistické perzekuce / Eine Hommage an die Opfer und Überlebenden des NS-Regimes
S esejem Radky Denemarkové a portréty Karla Cudlína / Mit einem Essay von Radka Denemarková und Porträts von Karel Cudlín
168 S., Br., 230 × 250 mm, Farbabb.
ISBN 978-3-96311-635-3
Erschienen: Oktober 2021
Im Mai 2020, zum 75. Jahrestag des Kriegsendes, wurden vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds knapp 1.000 Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung in Tschechien angeschrieben und u.a. gebeten, ihm ihre persönlichen Erinnerungen und Credos anzuvertrauen. Einige der Antworten, die in Form von Briefen, E-Mails, Essays, Büchern und Tonaufnahmen eingingen, wurden für dieses Buch verwendet.
Die Porträts von Karel Cudlín mit Zitaten der Überlebenden bilden 22 persönliche Lebensgeschichten ab. Sie stehen stellvertretend für unzählige andere. Gemeinsam ist ihnen allen, dass ihre Protagonisten als junge Menschen mit traumatischen Erlebnissen fertigwerden mussten, die auch mehr als 75 Jahre später unfassbar bleiben. Sie haben die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt durchlitten, die Auslöschung von Lidice überlebt, ihre Eltern wurden zum Teil vor ihren eigenen Augen erschossen, als Widerstandskämpfer hingerichtet oder kamen im KZ ums Leben. Bis heute werden die Überlebenden von diesen Traumata verfolgt. Dennoch klingt aus ihren Erinnerungen bewundernswert wenig Resignation heraus.
Radka Denemarková, eine der bekanntesten tschechischen Gegenwartsautorinnen, die sich mit den Erinnerungen der Verfolgten auseinandersetzte, hat sich von den Erinnerungen zu einem bemerkenswerten Essay über den Holocaust, die moderne Gesellschaft und die ihr immanenten Machtmechanismen inspirieren lassen. Sie versucht dabei, alltägliche Gewohnheiten zu hinterfragen. „Als wäre es gestern geschehen“ wirft Fragen nach dem Heute und Morgen, nach dem „Was weiter?“ auf. Nicht nur, aber auch im deutsch-tschechischen Kontext.
Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds ist ein Stiftungsfonds, der von beiden Staaten 1997 ins Leben gerufen wurde, um gemeinsame Projekte und Begegnungen von Deutschen und Tschechen auf den unterschiedlichsten Ebenen der Zivilgesellschaft zu fördern. Die Entschädigung tschechischer NS-Opfer und die Erinnerung an die Gräuel der nationalsozialistischen Verfolgung sind dabei von Anfang an ein zentrales Anliegen des Fonds.
Karel Cudlín, geb. 1960, ist freiberuflicher Fotograf, er arbeitet mit zahlreichen Verlagen, TV- und Filmstudios im In- und Ausland zusammen. Er ist Absolvent der tschechischen Filmakademie (FAMU) und Dozent für Dokumentarfotografie. 1997–2003 war er einer der offiziellen Fotografen des tschechischen Präsidenten Václav Havel. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet.
Dr. Radka Denemarková, geb. 1968, ist freischaffende Schriftstellerin, Übersetzerin und Drehbuchautorin. Sie studierte Bohemistik und Germanistik an der Prager Karlsuniversität, wo sie auch promovierte. Ihre Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet, u.a. viermal mit dem wichtigsten tschechischen Literaturpreis „Magnesia Litera“.
»Angesichts des von Russland erfolgten militärischen Überfalls auf die Ukraine mit immer mehr Opfern und Zerstörungen sind die Gedanken Radka Denemarkovás wie ein Menetekel für die gesamte Welt.«
Dr. Otfried Pustejovsky, Der Ackermann, 1.2022