Matschie, Jürgen: Tief im Osten

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Verkaufspreis32,00 €

Beschreibung

Jürgen Matschie
Tief im Osten
Die Lausitz im Wandel 1976–2020
Bildband
Mit einem Vorwort von Bernd Lindner

160 S., geb., 220 × 260 mm, s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-96311-861-6


Erschienen: Februar 2024 (Nachauflage)
April 2021 (1. Auflage)


Fotografische Landmarken aus der Lausitz

Die Lausitz war in der DDR eine Grenzregion. Mit der Ausweitung der EU gen Osten ist sie in die Mitte Europas gerückt, innerhalb des wiedervereinten Deutschlands aber dennoch Rand­gebiet geblieben. Der Bildband zeigt Fotografien aus viereinhalb Jahrzehnten. Er entfaltet ein historisches Panorama, das von der besonderen »Handschrift« des Fotografen ebenso geprägt ist wie sein Verankertsein in die besten Traditionen der sozialdokumentarischen Fotografie Ostdeutschlands.
Jürgen Matschie betont mit seinen Bildern durchaus die Eigenheit der zweisprachigen Region, zugleich geht es ihm aber darum zu zeigen, dass in der Lausitz vieles nicht anders (verlaufen) ist als in anderen Landesteilen Ostdeutschlands. Dabei gewinnen Matschies Fotografien ihre Wirkkraft vor allem auch daraus, dass sie nichts beschönigen, sondern unverstellt zeigen, was ist und war.
»… die Fotografien von Jürgen Matschie ragen heraus aus der Flut der Bilder; nicht durch ihre Größe, sondern durch ihre Tiefe.« (Bernd Lindner, aus dem Vorwort)

Fotograf

Jürgen Matschie, geb. 1953 in Bautzen, aufgewachsen im Dorf Spreewiese nördlich von Bautzen, arbeitete als Ingenieur und in der sorbischen Kultur. Nach einem Fotografie-Fernstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig seit 1988 freiberuflich als Fotografiker in Bautzen tätig. Mitarbeit an Büchern und Bildbänden, Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland.

Herausgeber

Prof. Dr. Bernd Lindner, geb. 1952 in Lutherstadt Wittenberg, ist Kulturhistoriker und -soziologe. Autor zahlreicher Sachbücher und Publikationen, u.a. über sozialdokumentarische und Pressefotografie in der DDR.

PRESSESTIMMEN

»Die Themenvielfalt der Fotografien führen in die Arbeitswelt, in den Lebensalltag, in die Zeit der Demonstrationen, sei es 1989/1990, sei es an einem Freitag für die Zukunft im Jahr 2019. Matschie ist mit seiner Kamera nah am Menschen, ohne dass seine Fotografien einen voyeuristischen Akzent haben.«
Ralph Grüneberger, Ort der Augen, 4/2021

»Sein Buch ist ein eindrückliches sozialdemokratisches Porträt einer Region und ihrer Bewohner.«
PROFIFOTO, Juli/August 2021

»[…] es sind Bilder, die jenseits aller Klischees den besten Traditionen der sozialdokumentarischen Fotografie Ostdeutschlands verpflichtet sind.«
SAX Das Dresdner Stadtmagazin, Juli 2021

»Tief im Osten ist mehr als ein – zweifellos wichtiger – Beitrag zur aktuellen Debatte um die vermeintliche Mentalität eines ganzen Landstriches. In seinen Schwarzweißfotografien erzählt Jürgen Matschie universelle Geschichten vom Leben und Sterben, von der Arbeit und von den Feierlichkeiten, von Traditionen und vom stetigen Neubeginn. Das alles macht Tief im Osten zu einem wunderbaren Bildband – nicht nur über die Lausitz.«
Eva Gaeding, MDR Kultur, 6. Juli 2021

»Die stillen Beobachtungen inszenieren nichts, erzählen mit jedem Bild Geschichten und lassen tief in die Landstriche eintauchen. Hervorragende Erinnerungsarbeit.«
Franziska Reif, Logbuch Kreuzer, Mai 2021

»So geht gute Dokumentarfotografie, die visuell Geschichte schreibt und aufschreibt.«
dokumentarfotografie.vonmahlke, Mai 2021

»Eine Hommage an eine zerrissene Region. Matschies Bildband 'Tief im Osten' zeigt beeindruckende Aufnahmen.«
Camillo Kupke, Märkische Oderzeitung, 24. April 2021

»Es ist eine besondere Liebeserklärung an eine zerrissene Landschaft.«
Miriam Schönbach, Sächsische Zeitung, 21. Dezember 2020

»Der Bildband 'Tief im Osten' sei allen empfohlen, die sich ein Bild machen wollen über das, was das Leben tief im Osten Deutschlands und zugleich in der Mitte Europas in den letzten 40 Jahren ausgemacht hat.«
Carmen Schumann, Serbske Nowiny, Januar 2021

Interview

Herr Matschie, mit Ihrem neuen Bildband »Tief im Osten« bringen Sie uns das Leben in der Lausitz näher. Was verbinden Sie persönlich mit der Region?
Die Bilder im Buch gehen bis in die heutige Zeit. Ich klebe nicht an der Vergangenheit. Damals wie heute versuche ich Bilder für mich zu finden, die die Zeit und die gesellschaftlichen Verhältnisse dokumentieren. Es sollen immer konkrete Momentaufnahmen sein, die später vielleicht was zu erzählen haben.
Ich stamme und lebe in der Lausitz, da kenne ich mich aus. Deshalb war es für mich naheliegend sich mit meiner Region und meinem Leben hier auseinander zusetzen. Für mich ist es ein Schmelztiegel, wo sich Zeitgeschichte spiegeln lässt. Man kann die Lausitz als eine Modelregion sehen, die mitten in Europa liegt und sich stets als Randlage in Deutschland sieht – nach Norden und Westen offen und durch Polen und Tschechien »begrenzt«. Die Leute sind dadurch ein besonderer Menschenschlag – im Positiven wie auch im Negativen. Dann kommen noch weitere Besonderheiten dazu, die nationale Minderheit der Sorben oder Wenden genauso wie die religiösen Zugehörigkeiten mit zwei katholischen Bistümern in der protestantischen Fläche. Aber ich hoffe, die Bilder im Buch sind so allgemeingültig, dass sie auch anderen was zu erzählen haben.

Ihr Bildband zeigt Fotografien aus insgesamt viereinhalb Jahrzehnten. Haben Sie in dieser Zeit auch einen Wandel an Ihrem fotografischen Stil bemerkt?
Natürlich habe ich mich in dieser Zeit selbst verändert. Ein Gesellschaftssystem nebst Staat löste sich auf. Das hinterlässt schon Spuren. Meine Zeit ist auch vergangen, Kinder sind gekommen und großgeworden. Jetzt haben sie selbst ihre Kinder. Das geht an keinem spurlos vorbei. Die fotografische Technik hat sich geändert. Ich musste dazulernen und ständig investieren in den fünfundvierzig Jahren. So sind Bilder auf Kleinbildfilm, Rollfilm und im Großformat aufgenommen. Da ich es liebe mit Schwarzweiß-Film zu arbeiten, sind nur wenige Bilder digital entstanden. Wobei mir die Technik nicht ganz so wichtig ist, Bilder mit Zeitbezug zu schaffen reizt mich. Ob das ein fotografischer Stil ist und ob es da Brüche gibt, soll der Betrachter entscheiden.

In Ihrem Leben spielt die Fotografie eine zentrale Rolle. Können Sie sich noch an eines Ihrer ersten Motive erinnern, dass sie jemals fotografiert haben?
Ja, das weiß ich noch genau. Es war vielleicht im dritten oder vierten Schuljahr, da bekam ich eine »Pouver Start«, eine Plastekamera, geschenkt. Die war ähnlich der BOX-Kamera aus den 1920er-Jahren, wo man nichts weiter einstellen konnte nur die Symbole Sonne und Wolken waren möglich. Man konnte mit dem Rollfilm 12 Aufnahmen machen. Wir hatten Wandertag oder schulfrei, da die »Internationale Friedensfahrt«, ein Radrennen, 1963 durch das Schuldorf fahren sollte. Das wollte ich mit meiner Kamera fotografieren. Gefühlte zwei Stunden standen wir in der Maisonne und warteten. Als dann die ersten Polizei- und Materialautos kamen, ein einzelner Fahrer und dann plötzlich das Hauptfeld, war alles in einer Minute vorbei. Ich denke, ich habe zwei Bilder aufgenommen, die aber nichts zeigten vom großen Ereignis. Ich musste ja in der Reihe am Straßenrand stehenbleiben. Man durfte sich auch nicht vorbeugen. Ich habe das Fotografieren dann sein gelassen und erst zehn oder zwölf Jahre später wieder begonnen. Mein Negativarchiv geht im Jahr 1976 los. Alle Versuche davor habe ich nicht mehr.