Benedek, László: Khaled tanzt

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Verkaufspreis18,00 €

Beschreibung

László Benedek
Khaled tanzt
Roman
Aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke

256 S., Br., 135 × 210 mm
ISBN 978-3-96311-397-0

Erschienen: März 2021


Eine Geschichte, die erzählt werden muss

Khaled ist ein afghanischer Flüchtlingsjunge, der mit Tausenden seiner Landsleute nach Österreich auswandert, in der Hoffnung, eine neue Heimat zu finden. Wegen Kopfschmerzen unklarer Genese wird er von einem pensionierten Psychiater behandelt. Mit viel Geduld gelingt es dem Arzt, die Zunge des verschlossenen Jungen zu lösen, und er erfährt Unglaubliches: Khaled wurde in Afghanistan an einen reichen Kaufmann verkauft, wo er in Mädchenkleidern vor alten Männern tanzen und diesen danach zu Gefallen sein musste. Mit feinem Gespür geht László Benedek tiefgründig der Frage auf den Grund, ob und wie ein Heranwachsender solche Erlebnisse aushalten und in einer neu gewählten Heimat Fuß fassen kann.

Autor

László Benedek, geb. 1951 in Budapest, ist der Urenkel des berühmten Geschichtenerzählers Elek Benedek. Er arbeitet als Psychiater und Schriftsteller in Österreich. 2018 erschien ein Märchenbuch, 2019 folgte sein Debütroman »Khaled útja«, der nun in deutscher Übersetzung vorliegt.

PRESSESTIMMEN

»Eine sensible Annäherung an ein hierzulande kaum bekanntes Phänomen.«
neues deutschland, 20. Juli 2021

»Die Schilderungen von Khaleds Erlebnissen vor, während und nach der Flucht sind ebenso überzeugend wie nach meinem Dafürhalten realistisch.«
Dr. Jens Hellmann, The Inquisitive Mind, 18. August 2021

»Khaleds Schicksal bietet stellvertretend für das vieler namenloser Flüchtlinge sicher einen authentischen Einblick in eine für uns zumeist verschlossene Welt.«
ekz.bibliotheksservice, 31. Mai 2021

E-Book

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Interview

In »Khaled tanzt« schreiben Sie über das Trauma eines jungen Menschen. Was hat Sie veranlasst, über ein solch schwieriges Thema zu schreiben?
Von Beruf bin ich ein Psychiater. In meiner professionellen Tätigkeit treffe ich viele Klienten, die stark traumatisiert sind. Auch Flüchtlinge suchen meine Ordination oft auf. Meine Erfahrung mit traumatisierten Klienten und das Mitleid, was ich wegen ihres Schicksals erlebt hatte, gaben mir den Anstoß, meinen Roman »Khaled tanzt« auf die Welt zu bringen.

Ihr Urgroßvater war selbst ein berühmter Geschichtenerzähler. Beeinflusste Sie das, als Sie selbst mit dem Schreiben anfingen?
Mein Urgroßvater, Elek Benedek, war selbst ein berühmter Geschichtenerzähler in Ungarn. Noch dazu waren mein Großvater und mein Vater auch Schriftsteller. In unserer Familie war kein niemand ein „bedeutendes Mitglied“, der noch kein Buch geschrieben hatte. Diese Erbschaft war aber nicht nur ein beherzigenswerter Präzedenzfall, sondern auch eine drückende Last. Mein Vater hat mir gesagt: „Laszlo! Du bist klug genug einen ’richtigen Beruf‘ zu wählen«. So wurde ich Arzt und später dann ein Psychiater. Das familiäre Beispiel war aber sehr attraktiv. Ich dachte später: während meiner ärztlichen Laufbahn habe ich so viele interessante Leute in Ungarn und auch in Österreich getroffen, dass meine Impressionen es verdienen, in einen Roman formuliert zu werden.

Ihr Protagonist Khaled ist auf der Suche nach einer neuen Heimat. Auch Sie leben nicht mehr in Ihrem Geburtsland. Was bedeutet »Heimat« für Sie?
Sie haben erwähnt, dass ich persönlich auch nicht mehr in meinem Geburtsland lebe. Eine gewöhnliche Frage ist: „Warum haben Sie ihr Geburtsland verlassen?“ Zuerst möchte ich zu meinem Urgroßvater zurückkehren. Im Jahr 1919 hat Ungarn Zweidrittel des Landes verloren. Siebenbürgen, woher mein Urgroßvater stammte, ist nach Rumänien geraten. Viele Leute aus Siebenbürgen sind nach Ungarn geflüchtet. Mein Urgroßvater hatte eine umgekehrte Richtung. Er wurde von Budapest zu seinem Geburtsort in Rumänien gesiedelt. Wenn er gefragt wurde, warum und wieso er sein Heimatland verlassen habe, konnte er antworten: »Mein Heimatland hat mich verlassen.«
Wir leben in im 21. Jahrhundert, die Umstände sind ganz anders. Die Entwicklungen in den letzten Jahren in Ungarn sind zwiespältig: meine Werte wie Liberalismus, Toleranz, Bereitschaft für Integration sind Schimpfworte im heutigen Ungarn. Es ist ein anderes Land. Solche andersdenkenden Leute wie ich werden sehr oft als Feinde betrachtet. Ich kann meine »Heimatsuche« auch so formulieren: Es war nicht ich selbst, der seine Heimat verlassen musste, sondern mein Land hat mich verlassen. Diese traumatisierenden Gefühle waren die ursprünglichen Beiträge zu meinem Roman »Khaled tanzt«.