Der Radebeuler Courage-Preis-Verein lädt am Vorabend des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus ein zu einer öffentlichen Lesung und zum Gespräch mit Hannah Miska.

Im Mittelpunkt des Abends steht die Lebensgeschichte von Alfred Roßner (Jg. 1906), einem aus Falkenstein im sächsischen Vogtland stammenden Textilkaufmann. Während des Zweiten Weltkriegs war er Treuhänder einer Textilfabrik der SS im besetzten Polen. Im Unterschied zu den meisten seiner Landsleute half Alfred Roßner polnischen und jüdischen Menschen. Er konnte zahlreiche Juden vor dem Tod bewahren. Die Gedenkstätte Yad Vashem hat ihn 1995 mit dem Titel "Gerechter der Völker" gewürdigt. 

Alfred Roßner wird bezeichnet als "Oskar Schindler des Vogtlandes", weil er dasselbe tat wie der berühmt gewordene deutschmährische Unternehmer,der über 1000 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den NS-Vernichtungslagern rettete. Oskar Schindler überlebte den Krieg und starb 1974 in Hildesheim. Alfred Roßner wurde von der Gestapo verhaftet, nachdem diese von seinen Aktivitäten erfahren hatte, und starb 1943 in einem Gefängnis in Sosnowiec (Sosnowitz), unweit von Auschwitz. 

Hannah Miska (Jahrgang 1955), promovierte Psychologin und Autorin des Buches "Der stille Handel. Alfred Roßner - Lebensretter im Schatten der SS" setzt sich seit vielen Jahren ein für ein würdiges Gedenken des aus Sachsen stammenden, weithin unbekannten Alfred Roßner. 

 Sie schreibt im Nachwort ihres Buches:

Den Namen Alfred Roßner hörte ich das erste Mal in Australien, im Jüdischen Holocaust-Museum in Melbourne. Kitia Altman, Holocaust-Überlebende, hatte mich in einen Bereich des Museums geführt, in dem etliche Porträtfotos hingen: Fotos von Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus Juden gerettet haben. Frau Altman zeigte auf das Bild eines Mannes mit dunkelblondem, dichten Haarschopf und sagte: "Das ist Alfred Roßner, Ihm verdanke ich mein Leben." 

Hannah Miska wird von ihren Recherchen erzählen und Passagen aus ihrem Buch lesen.